Thursday, February 5, 2009

MBUSA und Management Style

Heute war einer der Tage wo man mich haette fragen koennen ob ich denn gerne eine Festanstellung beim Daimler haben moechte und ich JA gesagt haette. Diesen Moment hatte ich schon des oefteren, allerdings auch mindestens so viele Momente wo ich einen Vogel gezeigt und auf der Stelle kehrt gemacht haette. Dieser Konzern ist so vielfaeltig inder Auspraegung der Umgansformen, Arbeitsstile, Aufgaben und herausforderungen dass es fuer mich nicht leicht wird, in nicht allzu ferner Zukunft, zu entscheiden, ob ich einen Einstieg versuchen oder doch (vorerst) dankend meinen Hut nehme...
Nunja, zum heutigen Tag:
Heute gab es bei MBUSA die President's Reception - Empfang des Praesidenten und CEO (Chief Execute Officer). Der Chef von MBUSA ist Ernst Lieb. Sehr umgaenglich, natuerlich, offen, sympathisch, locker, kompetent und in der Lage sich kurz zu fassen :)
Der Empfang fand in einem Hotel, ca. 1Meile vom MBUSA Headquarter in Montvale entfernt, statt und hatte zum Ziel einen Ueberblick ueber 2008 zu geben, einen Ausblick auf 2009 und ausserdem konnten Mitarbeiter Fragen an die komplette Fuehrungsmannschaft stellen. Es sind Shuttlebusse gefahren die allerdings kaum genutzt wurden da die meisten Mitarbeiter mit em auto gefahren sind um danach gleich nach Hause fahren zu koennen. So gab es dann eine lange Kolonne von mehreren Hundert Mercedes-Benz-Autos (durchsetzt mit einigen Fremdmarken) - vom neuen C-300(in dem ich saß ;) ) ueber den neuen GLK bis hin zum AMG63 war alles mehrfach vertreten. Und wie sich das fuer einen richigen Amerikaner gehoert sind wir natuerlich auch mit Navi gefahren *lol*
Der Saal war bis zum letzten Platz gefuellt und Punkt 4pm fing dann der Spass auch an. Wobei Spass vielleicht etwas uebertrieben ist, es war eher ein Trauerspiel. Auf selbiges waren aber so gut wie alle eingestellt, denn ueber die Startseite im Intranet werden minutengenau die aktuellen Verkaufszahlen kommuniziert, sowie aktuelle Nachrichten und News praesentiert. Ich habe zudem durch regelmaessige Updates meiner Kollegen und monatliche Department-Meetings einen ziemlich guten Einblick in vieles was gerade so passiert, sei es bei den Dealern (Vertragshaendlern), PDCs (Parts Distribution Center - fuenf grosse Teilelager und -umschlagplaetze) oder Carriern (Speditionsunternehmen).
So ging es denn nach einer kurzen aufmunternden Einfuehrung des Moderators gleich zur Sache. Ziele fuer 2008 nicht erreicht, Absatzzahlen insbesondere in den letzten Monaten von 2008 hinter den Erwartungen. ABER: Trotz sinkender Absatzzahlen konnte Merzees-Benz den Marktanteil erhoehen. Wie das? Nun ja, das laesst sich einfach erklaeren. Andere Automobilhersteller haben noch hoehere Verkaufszahlrueckgaenge zu verbuchen als wir und somit am gesamten Marktvolumen weniger Anteil. Dieser Aspekt wird bei vielen berichten gerne unterschlagen. 100.000 Autos weniger pro Jahr verkauft ist fuer die grossen drei in den USA (General Motors, Chrysler, Ford) nicht so wild wie fuer Mercedes, die 2008 "nur" 225.000 Auos verkauft haben.
Im Januar 2009 sah das ganze dann schon schlechter aus. Hier ist ein Rueckgang gegenueber Januar 2008 um 42.9% zu verzeichnen. Einer der staerksten Rueckgaenge im vergleich zu anderen Herstellern, und das ganze trotz des neu (und gut, auch wenn hinter den Erwartungen) gestarteten GLK. Selbst wenn man beruecksichtigt, dass der Januar 2008 ein Rekordabsatzmonat war, ist dieser Rueckgang immer noch erschreckend. Anschliessend gab es einen Ausblick auf die prognostizierten Absatzzahlen fuer das aktuelle Jahr. Im Vergleich zu dem schon schlechter gelaufenen 2008 nochmal ein Rueckgang um einige 10.000 Autos :(
Was bringt mich nun dazu das alles hier aufzuzaehlen obwohl es die meisten wohl doch nicht sooo genau interessiert? Nun, ich moechte zeigen was mich heute begeistert hat.
Zum einen durfte ich bei einem Vertragsverhandlungen mit einem Carrier dabei sein. Der Chef kam hoechst persoenlich um die Details zu besprechen. Das Treffen war gepraegt von Freundlichkeit, Offenheit und nicht nur oberflaechlichem Smalltalk. Beide Seiten haben offen ihre Probleme diskutiert (auch di,e die nicht unmittelbar was mit dem Vertrag zu tun hatten), haben ihre Meinungen zu Trends ausgetauscht und sich versichert, gemeinsam durch die Krise gehen zu wollen. Das ist nicht selbstverstaendlich wie sich am Nachmittag bei der Fragerunde an das Management gezeigt hat. Die Manager haben berichtet wie es zugeht, wenn sich die Grossen der verschiedenen Unternehmen treffen. Es wird gejammert, geblockt, getreten und Pessimismus in Mengen an jeden verteilt. Es geht allerdings auch anders: Durch offene und selbstkritische, intensive Kommunkation der Probleme durch das Management an die Mitarbeiter in einem ungezwungenen Rahmen und eine, unter Anwesenheit aller Betroffenen, Auswertung von Fragen wie: Wie empfinden sie das Arbeitsklima? Denken Sie dass ihre Anregungen und Vorschlaege ernsthaft diskutiert werden? Wie bewerten Sie das Weiterbildungsangebot? Hinzu kommt dass man sich ernsthaft Gedanken dazu macht, wie man mit ALLEN Mitarbeitern durch die Krise kommt, wie man die Dealer unterstuetzen kann, wie die Zusammenarbeit mit dem Carrier intensiviert/verbessert werden kann, wie die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter und vor allem wie die Kundenzufriedenheit erhoeht werden kann. Dazu kommt eine gehoerige Portion Lob fuer gutes Teamwork, fuer Steigerung in bestimmten Bereichen und der Hinweis auf spezielle Problemstellen an denen intensiv gearbeitet werden muss. Denn nur wenn das ganze Raederwerk reibungslos funktioniert und keiner zurueckgelassen wird (Phrasen vom Autor eingefuegt ;) ) koennen wir gestaerkt aus der Krise hervorgehen (nein, das war jetzt kein Zitat von Fr. Dr. Merkel :-P).
Ich habe noch nie erlebt, dass ein Chef solchen Klartext zu seinen Mitarbeitern redet, geschweige denn Entscheidungen begruendet, moegliche Strategien oder Hintergruende detailliert erlaeutert. Trotz hierarchischen Strukturen hatte ich das Gefuehl dass es eigentlich nur eine Ebene gibt: den MB-Mitarbeiter. (hoert sich propagandistischer an als es gemeint ist ;-) )
Das ist fuer mich Unternehmenskultur wie sie so schoen ueberall gepriesen wird. Hier wird sie auch gelebt. In dieser company ist ein Wir- und Zusammengehoerigkeitsgefuehl vorhanden, welches ich im Mutterkonzern kaum gefunden habe bis jetzt - mit Ausnahme bei den Daimler Financial Services vielleicht. Einen Manager/Chef zu erleben, der um die tausend Mitarbeiter, die trotz taeglichen Negativschlagzeilen in der Presse, stuendlich auftretenden, auf den ersten Blick kaum zu bewaeltigenden Problemen, veraergerten Kunden und drohender Arbeitslosigkeit motivieren, sie auf ein Ziel fokussieren und in so nie erlebten schwierigen Zeiten als Team zusammenhalten kann, ist einfach faszinierend.
Um zum Ende zu kommen. Die Zahlen waren erschuetternd, die Aussichten sind beschissen aber viele/die meisten sind trotzdem mit Zuversicht und Motivation nach Hause gegangen, und das lag nicht (nur) an den leckeren Kaesehappen und den Getraenken die es danach gab....

So, der Artikel ist nun doch nicht so geworden wie ich mir das vorgestellt habe aber, was naja, ich bin ja noch am ueben :-P Vlt konnte sich der ein oder andere ja einen kleinen Eindruck verschaffen. Das kann dann gerne in den comments festgehalten werden ^^

2 comments:

Valeri Wiegel said...

Ich hoffe du hast dir am Ende ein Souvenir-T-shirt gekauft =)

aber hoert sich cool an. Waren wir nicht mal gemeinsam auf der Weihnachtsfeier in der Kantine? Das war ein trauriges Bild! Live-Uebertragung aus Sifi oder Untertuerkheim, sehr unpersoenlich. Waer ich in dem Moment Festangestellter gewesen, haette ich die Veranstaltung lieber vorzeitig verlassen. Als Werkstudent haben mich die Haeppchen aber auch festgehalten =)

Aber zum Thema Unternehmenskultur habe euch heute morgen ebenfalls einen Post begonnen, ihn aber nicht fertiggestellt. In Kuerze folgt eine Darstellung britischer Non-Profit-Organisationskultur. Ich wuerde dort nur unter einer Bedingung anfangen zu arbeiten: Hammer in der Hand und Lizenz zum Zerschmettern mentaler Mauern.

borkus said...

Ne, die gibt's nur unten im company store, gleich neben dem frisch gebruehten Starbucks-Café *mjam*
Ja, bei der Weihnachts"feier" war ich auch, das war echt krass. Aber die in SiFi oder UT hatten wenigstens ne Kerze auf jedem 3. Tisch stehen *gg*
Bei der Weihnachtsfeier hier dagegen gab es alles, von AppleMartini ueber Bier, Wein, Shrimps, Riesenbuffett (italienisch, chinesisch, japanisch, deutsch, amerikanisch) und ne Tanzflaeche) Und es waren alle da, von ganz oben bis ganz unten.
NAchdem ich das Wort Hammer gelesen hatte dachte ich das naechste Wort wird Sichel *hihi*
Zerschmettern mentaler Mauern - das ist echt ne ziemlich gute Kreation.
I'm looking forward 2 ur article :)